Kanäle schneller erneuern durch Rohr-in-Rohr-Verfahren

Kanalisation ist aktiver Umweltschutz. Denn sie sorgt dafür, dass Schmutzwasser nicht in die Umwelt gelangt, sondern ins Klärwerk geleitet und dort gereinigt wird. Damit das zuverlässig funktioniert, untersuchen wir sie regelmäßig. Schadhafte Abschnitte werden saniert oder erneuert.

Ist ein Kanal so alt, dass er schon zerbröckelt, kam man bislang nicht darum herum, in einer monatelangen Baugrube den Kanal vollständig zu erneuern. Doch mittlerweile bietet der technische Fortschritt ein Verfahren, bei dem mit spezieller Maschinerie ein tragfähiges Kunststoffrohr in den alten Kanal eingezogen wird. Das funktioniert sogar dann, wenn der alte Kanal stark beschädigt ist. Dieses Verfahren heißt „Rohr in Rohr“, es wurde im Frühjahr in der Eichenwaldstraße am Antoniusheim getestet.

Unter der Eichenwaldstraße leitet ein 25 cm großer Kanal die Abwässer der Wohnanlage und der anliegenden Häuser ab, und dieser Kanal war schon so eingefallen, dass er mit der ferngesteuerten Kamera zur Voruntersuchung gar nicht mehr vollständig befahren werden konnte.

Eine Wiesbadener Firma hatte den Auftrag übernommen, ein festes Rohr einzuziehen. Das wurde abschnittsweise durchgeführt. Bei jedem Abschnitt sind nur zwei kleine Baugruben nötig: In der einen steht eine Zugmaschine, die über ein starkes Gestänge das Rohr einzieht. Dieses wird vor Ort in der benötigten Länge aus Einzelstücken zusammengeschweißt und in einer zweiten Grube schräg eingeführt. Es dauert keine Stunde, 30 Meter Rohr Stück für Stück einzuziehen. Dann wird das neue Rohr mit speziellen Manschetten an das zuvor eingezogene Rohrstück wasserdicht angeschlossen. Zuletzt werden die Hausanschlüsse in das neue Rohr gebohrt und abgedichtet. Damit hat das neue Rohr alle Funktionen übernommen, der alte Kanal umschließt es nur noch und hat keine Funktion mehr, er kann in seinem schadhaften Zustand im Erdreich verbleiben.

Der große Vorteil für die Anwohner: Die Straße muss immer nur für wenige Stunden gesperrt werden, während die Einzieharbeiten laufen. Insgesamt braucht die Maßnahme deutlich weniger Zeit und Platz als eine vollständige Erneuerung. Und sie ist auch kostenmäßig günstiger. Warum machen wir das dann nicht überall? Der ELW-Projektleiter sagt: „Das Rohr-in-Rohr-Verfahren lässt sich nicht bei jeder Erneuerung anwenden. Es hängt von den örtlichen Verhältnissen ab. Aber es hat viele Vorteile, daher werden wir es bei kommenden Maßnahmen immer in Betracht ziehen.“

Für Sie als Anwohner bedeutet das vor allem weniger Belästigung durch die unvermeidbare Baustelle – und auf weitere Jahrzehnte eine ungestörte Abwasserableitung.