Rund 1.000 Meter mehr als in den vergangenen Jahren – Bilanz 2024 für den ELW-Kanalbau
Mitte November haben die ELW die gute Nachricht verkündet: „Bis Weihnachten verschwinden nach und nach neun Kanalbaustellen!“ Nun sind es nur noch wenige Tage bis zum Fest, und die ELW können verkünden: „Alle Maßnahmen konnten wie geplant abgeschlossen werden – einige wie die in der Yorckstraße sogar etliche Wochen früher.“
Ein funktionierendes Kanalsystem ist wichtig für die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner einer Stadt. In Wiesbaden kümmern sich die ELW um die rund 800 Kilometer Kanäle, reinigen, überprüfen, sanieren und erneuern sie bei Bedarf. „Immer so, dass es den Alltag der Menschen so wenig wie möglich behindert, aber ohne zum Hindernis zu werden, geht es leider nicht“, sagt Annika Bock, die das Team Kanalbau leitet. „Wir prüfen vor jeder Kanalbaumaßnahme, welche Bauweise – offen, im Vortrieb oder auf Bergmannsweise – die Beste ist und stimmen uns mit anderen ab, die ebenfalls im Straßenraum tätig werden müssen – wie z. B. ESWE Versorgung, die Mainzer Netze und das Tiefbauamt.“
Im Jahr 2024 haben die ELW so viele Kanalmeter erneuern können wie lange nicht mehr. In den vergangenen Jahren waren es im Schnitt 1.900 Meter, in diesem Jahr 3.210 Meter Kanal in den Dimensionen von 25 bis 50 cm Durchmesser. Davon 2.010 Meter, die das Abwasser zum Hauptklärwerk leiten und 1.110 Meter im Einzugsgebiet der Kläranlage Biebrich. Ein wichtiger Beitrag zu einem intakten Kanalnetz und für die Umwelt, denn wenn Kanäle Schäden aufweisen, kann Abwasser ungereinigt ins Erdreich gelangen.
Jetzt, da die neun Kanalbaumaßnahme abgeschlossen und die beiden, die im nächsten Frühjahr fortgesetzt werden – in Alt Kostheim und in der Innsbrucker Straße – ruhen, bietet sich ein Rückblick auf das Jahr 2024 an. Zeit, ein paar besondere Herausforderungen zu betonen.
Erhöhter Abstimmungs- und Bauaufwand:
In den Projekten „In der Witz“, „Innsbrucker Straße“ sowie „Alt Kostheim Bruchstraße“ wurde neben dem Kanal auch die Gas- und Wasserleitung durch die Mainzer Netze erneuert und anschließend der grundhafte Straßenausbau durch das Tiefbauamt Wiesbaden. Dies ist immer mit einem erhöhten Abstimmungs- und Bauaufwand verbunden.
Archäologische Funde:
Die drei genannten Projekte sowie die Baumaßnahme in der Zehnthofstraße wurde vor Ort von einem Archäologen begleitet, da in diesen Bereichen mit archäologischen Funden zu rechnen ist. Tatsächlich wurden im Projekt Bruchstraße bereits einen Sarkophag (Fundstelle Mathildenstraße) und beim Projekt In der Witz eine Säule gefunden, die am Stück ausgebaut und dem Archäologen übergeben wurde. In der Innsbrucker Straße und Zehnthofstraße wurden unter anderem alte Tonscherben gefunden. Eine war sehr auffällig, da sie eine nackte Frau abbildete. Dies sei laut Archäologen ein Hinweis darauf, dass an dieser Stelle ein Freudenhaus existierte.
Schutz der Bäume:
Viele der Wiesbadener Bäume säumen den Straßenrand. Schön anzusehen, gut für Stadtklima, eine Herausforderung bei Kanalbaumaßnahmen. In den Projekten Albrecht-Dürer-Straße, Yorckstraße, Rebhuhnweg und Biebricher Allee Süd hatte das ELW-Team die Auflage, einen Baumsachverständigen einzuschalten. Dies wird in Zukunft häufiger der Fall sein und bei zukünftigen Projekten mit vorhandenem Baumbestand bereits in der Planungsphase integriert. Bei der kommenden Maßnahme Iltisweg werden die ELW höchstwahrscheinlich in einem Teilbereich das Bauverfahren aufgrund der zu erwartenden starken Wurzeln anpassen.
Rund um die Ringkirche:
Bei dieser großen Kanalbaumaßnahme, die im Februar 2024 begann, wurde im Mai der Bauablauf geändert, damit sie rechtzeitig vor dem Beginn des Advents abgeschlossen werden konnte. Eigentlich war der Start viel früher geplant, musste aber aufgrund der langanhaltenden schwierigen Verkehrssituation in Wiesbaden – Folgen der Sprengung der Salzbachtalbrücke – in die ersten Monate dieses Jahres verschoben werden. Dadurch ergab sich für ESWE Versorgung die Gelegenheit, parallel zur Kanalbaumaßnahme neue Trinkwasserleitungen um die Ringkirche zu verlegen. Das war für alle Anwohnerinnen und Anwohner ein großer Vorteil, da ihre Straßen nur einmal zur Baustelle werden. Bedeutete aber, dass der Bauzeitenplan verändert werden musste.
In der Nacht:
Besondere Situation fordern besondere Lösungen: An der Stadtmauer in Sonnenberg wurden Schachtabdeckungen in Nachtarbeit saniert, da es aufgrund der schwierigen Verkehrssituation keine andere umsetzbare Alternative gab. Unter dem Motto „Es wird für eine kurze Zeit laut, damit es dann auf Dauer leise ist!“ wurde die notwendigen Arbeiten in zwei aufeinanderfolgenden Nächten mit Zustimmung der Straßenverkehrsbehörde und des Umweltamtes durchgeführt. Die Anwohner wurden im Vorfeld ausführlich über die angedachten Arbeiten nachts informiert, sodass es keinerlei Beschwerden gab.
Den ELW ist es wichtig, die Anwohnerinnen und Anwohner rechtzeitig zu informieren und immer wiederkehrende Fragen schon im Vorfeld einer Kanalbaumaßnahme zu klären. Fragen wie „Was passiert mit meinen Mülltonnen?“ oder „Was ist, wenn eine Möbellieferung oder ein Umzug anstehen?“ oder der Grundstückseigentümer selbst „Bauarbeiten am Haus geplant“.
Ein intaktes Kanalnetz ist wichtig für alle, die in Wiesbaden leben. Es ist unvermeidlich, dass die ELW dafür zeitweise Straßen sperren, Fahrbahnen verengen, Umleitungen einrichten, Flächen als Materiallager nutzen und Halteverbotsschilder aufstellen müssen. Aber nicht rund um Weihnachten und zwischen den Jahren, da alle Maßnahmen planmäßig abgeschlossen werden konnten bzw. die, die jahresübergreifend sind – Innsbrucker Straße und Bruchstraße – soweit es geht eingeengt wurden.